Elizabeth Rumsey - Silvia Tecardi
lyra-viols    




 




Programme:






Over the Mountains

Auf virtueller Reise mit der lyra-viol

Im englischen Gambenrepertoire der lyra-viols trifft man häufig auf Stücke, die eine Länderzuordnung im Titel tragen (wie A Spanish Humour, A French Almain etc.) aber auch auf Stimmungen oder Situationen anspielen (z.B. I am Melancholy oder Mr. Westovers Farewell). Daraus haben wir ein Konzertprogramm als eine Reisebeschreibung von England über Frankreich, Spanien, Italien, Ungarn, Polen, Dänemark und wieder zurück nach England konzipiert, mit kontemplativen, beschreibenden Zwischenspielen. Im Fokus liegt zudem die Verwandschaft der akkordisch gespielten Gambenmusik mit der Lautenmusik aus der Zeit. Dafür haben wir Lautenduette, wie z.B. das bekannte My Lord Willoughby´s Welcome Home von John Dowland bearbeitet, das wiederum auf die Thematik Abschied-Wiedersehen wie zugeschnitten scheint.

Eine Zusammenarbeit mit dem Paul-Ibenthaler-Haus in Lörrach ergab eine interessante und anregende Verbindung dieses Programms mit Gemälden vom Lörracher Vertreter des Expressiven Realismus´. Es entstanden drei Videos mit der Unterstützung eines Stipendiums des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Wir bieten das Programm aber auch als pures Konzert oder als Wandelkonzert in anderen Museen an, in Verbindung mit passenden Gemälden.





Aufnahmen im Paul Ibenthaler Museum, Lörrach, am 25.2.22

Audio/Video Produktion von Leonardo Bortolotto

Video auf youtube: 

Thomas Ford (1580-1648) - A Pavin IV


Video auf youtube: 

John Dowland (1563-1626)- My Lord Willoughby´s Welcome Home


Video auf youtube: 

Thomas Ford (1580-1648) - Almain & Why not here



The leaves be greene, the Nutts be brown

Musikalische Herbstfarben für zwei lyra-viols


In England waren im 16. und 17. Jh. die Gambe und die Laute viel verbundener in der Musik als zur gleichen Zeit auf dem Kontinent. Die Verwand-schaft zwischen diesen beiden Instrumenten beruht auf deren Entstehungszeit in Spanien, sie stammen nämlich von der gleichen vihuela ab, die eine „de mano“ (also gezupft) die andere „de arco“ (also mit dem Bogen) gespielt. Während im 16. Jh.  also beispielsweise in Italien die Laute mit hochkomplizierten solistischen polyphonischen Sätzen glänzte und sich die Gambenmusik immer mehr in Richtung der einstimmigen Virtuosität durch Verzierungen von Gesangstücken (Diminutionen) entwickelte, blühte in England die Tradition der Lyra-Viol-Musik auf, inspiriert von der zeitgleich hochentwickelten Lauten-Solo-Literatur von Komponisten wie John Dowland und Anthony Holborne.
Lyra-Viol, damit ist einerseits ein Instrument, andererseits eine Spielart gemeint. Das Instrument ist eine eher kleinere, 6-saitige Viola da Gamba, die aber in fast 60 verschiedenen Stimmungen gestimmt sein konnte. Manche Instrumente waren wohl mit sympathetischen, also bei Gleichklang mitschwingenden, metallenen Extra-Saiten versehen, die hinter dem Griffbrett montiert waren und dem Spiel einen langen, silbrigen Nachklang verliehen. Die Spielart, nämlich das Spiel auf einer Gambe lyra-way, ist aber die eigentliche Besonderheit gegenüber dem Kontinent: sie meint eine polyphone, d.h. mehrstimmige Kompositionsweise, wie sie im Lauten-Solo-Repertoire üblich war. Die Umsetzbarkeit der Mehrstimmigkeit auf einem gestrichenen Instrument mit rundem Steg birgt in sich aber gewisse Schwierigkeiten gegenüber beispielsweise einem Tasten- oder Zupfinstrument: man kann keine Saite überspringen. Dies lösten die Komponisten mit unterschiedlichen Techniken, teils springen die Melodien hin und her und suggerieren verschiedene Stimmen, teils wird eine Melodie kurzzeitig verlassen und in einer anderen Lage weitergeführt. Bei Kompositionen für zwei Lyra-viols ergeben sich naturgemäß viel mehr Möglichkeiten, die volle Mehrstimmigkeit zu suggerieren: während eine Stimme Akkorde spielt, übernimmt die andere die Melodien in den Oberstimmen und umgekehrt. Durch die schnellen Wechsel in diesen Aufgaben entsteht das Gefühl der Vielfalt an Stimmen und Melodien, die diesen Kompositionsstil ausmacht.

Mit Stücken von Alfonso Ferrabosco dem Jüngeren, Thomas Ford und Tobias Hume für zwei lyra-viols und eigens von und bearbeiteten Lauten-Duetten wie The Nuts Be Brown, The Spanish Pavan (ebenfalls Ferrabosco) und Twenty ways upon the bells (Thomas Robinson) wollen wir mit diesem Programm die Stimmungsbilder und die teils melancholischen, teils farbfrohen und hüpfenden Nouancen des Herbstes nachzeichnen und ein musikalisches Herbstbouquet gestalten.